Es gibt immer einen Weg!

Fine und Nadja

Ich bin total begeistert und fasziniert vom Klettern. Früher, als Fußgängerin habe ich das bereits sehr gerne gemacht und vor allem die Freiheit dabei genossen.
Heute, mit einer neurologischen Erkrankung, darf ich noch weitere Aspekte kennenlernen: Dadurch, dass ich mich alleine (noch) nicht gut stabilisieren kann, habe ich jemanden der beiklettert. Das bedeutet, dass eine Person neben mir klettert und mir hilft meine Beine zu stabilisieren. Dadurch erlebe ich vor allem das gemeinsame Klettern. Hilfe anzunehmen ist für mich im Alltag nicht immer leicht, aber beim Klettern fühlt es sich sehr natürlich an: Jede*r ist beim Klettern auf den Sicherungspartner angewiesen, egal ob mit Behinderung oder ohne. Und bei mir klettert eben noch eine Person mit! Gegenseitiges Vertrauen gehört beim Klettern für jede*n dazu und das erlebe ich auf Augenhöhe.
Was hinzu kommt, dass es meinem Körper sehr gut tut. Durch das viele Sitzen und Fahren im Rollstuhl, freue ich mich über alle Gelegenheiten in aufrechter Position. Und ich freue mich, auf Augenhöhe zu agieren!
Ich merke, wie ich herausgefordert werde und ich spüre nach dem Klettern immer vermeintlich neue Muskelpartien. Ich habe die Gelegenheit neben meinen starken Armen auch meine nicht-immer funktionierenden Beine mitzubenutzen und zu trainieren. Das macht für mich den Reiz aus. Auch wenn es sich nicht nach Therapie anfühlt, ist es unheimlich wohltuend und herausfordernd zugleich. Und es macht wahnsinnig viel Spaß. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Kletternachmittage und sehe noch unendlich viele Möglichkeiten. Ich empfehle nicht nur Menschen mit Behinderung, das Klettern auch mal auszuprobieren. Es ist auf eine erfrischende Art sehr herausfordernd und es lehrt etwas sehr Wichtiges:
Es gibt immer einen Weg.

Nadja Veroeven, Freiburg

Klettern mal ganz anders

Handicapklettern

Ein Text von Jürgen Heider

Jeder Mensch ist auf seine eigene Art verschieden und muss sein Leben oft mit anderem Teilen. Mein treuer Weggefährte im Leben ist meine Behinderung, die ich seit meiner Geburt mit mir trage. Nichts im Leben ist so spannend als eine Eigenschaft zu haben, die andere Menschen nicht haben. Viele Menschen die mich in meinem Leben begleiten, sehen meine Behinderung als Krankheit. Aber ich sehe viel mehr als die anderen und gehe ein Schritt weiter. Meine Behinderung ist wie ein Freud für mich und sie ermöglicht mir Dinge zu machen, die vielleicht für andere auf den ersten Blick verrückt erscheinen, wie zum Beispiel das Klettern. Aber für mich ist das Klettern trotz meiner Spastik meine größte Leidenschaft.

Jürgen klettert!

Seit Anfang Januar 2018 haben wir eine Klettergruppe ins Leben gerufen und seitdem sind wir mit außergewöhnlichen Menschen unterwegs. Klettern kann jeder Mensch erlernen, aber was ist wenn dein Körper anders ist, wie er zum Klettern sein soll? Nichts im Leben ist unmöglich, wenn du die richtigen Leute kennst und sie deine außergewöhnliche Idee in die Realität umsetzen.

Alle zwei Wochen treffen wir uns zum Klettern in der Halle. Das besondere an diesen Kletterstunden ist das wir therapeutisch arbeiten.

Das Klettern ist nicht nur Freizeitspaß, sondern hat auch einen sehr positiven Einfluss auf meine  Einschränkung. Immer wieder neue Lebensqualität dazu gewinnen und sei es nur für paar Stunden, aber das lohnt sich alle mal. Denn du bist mit deinem Schicksal nicht allein oder doch?

Jürgen Heider 16.06.2018